Das Bundesschulzentrum Traun ist eine der unbekannteren Schulen in der österreichischen Schulbaugeschichte. Es eignet sich aber hervorragend, weil es den Schuldiskurs um 1970 widerspiegelt. Damals hat sich ja sehr viel bewegt. Sechs Jahre zuvor stieß Picht in Deutschland die Diskussion um die »Bildungskatastrophe« an. Die damaligen Entscheidungsträger und Planungsteams in Österreich waren maßgeblich beeinflusst von Entwicklungen der Nachkriegszeit in Amerika, England, Schweden und Deutschland. Bildungszugang, Pädagogische Modelle, Vorfertigung, Flexibilität ... alle wollten viel!
Und es ist - auf baukultureller Ebene - so wenig daraus geworden! Fast alle Träume zur Flexibilität sind in Gipskarton erstarrt! Schade, aber es war wahrscheinlich richtig, weil es der einzige Weg war, der den Leuten in den Schulen Schule möglich machte. Einer der größten ›Fehler‹ - neben einer historischen Verirrung der Architekturwelt in die technizistische Nicht-Gestaltung von Raum - war die mangelnde Begleitung der PädagogInnen in ihren neuen Häusern. Die Architektur hat gewerkt, gewirkt und von einer Zukunft gefaselt, nur die Leute vor Ort in den Schulen sind dagestanden und haben sich gefragt: Was machen wir mit diesen Räumen?
Ich meine, die eingehende Beschäftigung mit den 1970er Jahren ist ein wichtiger Ausgangspunkt, um heute, wo wieder einmal eine »Bildungskatastrophe« ausgerufen ist, die Fehler nicht zu wiederholen. Die Architektur selbst steht viel besser da. In unserem Land mangelt es nicht an guten Fachleuten. Wo wir riesiges Entwicklungs- und Entfaltungspotential vor uns haben, das ist die Verbindung von Fachwelt und ›Kundenwelt‹! Ich wage zu behaupten: Wie ein Kind, das lernen will, brauchen auch wir im Planungsprozess Beziehung! Wie soll Schule gelingen, wenn sowohl im Entstehen von entsprechenden Gebäuden als auch im Regeln von entsprechenden Rahmenbedingungen Krieg herrscht?